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5 Mythen in der Pflege

Ausbildung + Beruf

Von wegen schlechte Bezahlung in der Pflege! Wir decken fünf Mythen in der Pflege auf und räumen mit Vorurteilen gegenüber dem Pflegeberuf auf.

Pflegemythos Nr. 1: "Pflegekräfte verdienen wenig"

Applaus und ein Gehalt, mit dem man gerade so über die Runden kommt? Das stimmt so nicht. Der Verdienst von Pflegekräften kann sich durchaus sehen lassen. Allein die Ausbildung zum/zur Pflegefachmann/-frau zählt zu den bestbezahlten Berufsausbildungen in Deutschland. Wenn du deine Pflegeausbildung bei einer Pflegeeinrichtung mit Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes absolvierst, erhältst du im ersten Ausbildungsjahr monatlich eine Ausbildungsvergütung von beispielsweise 1.191 Euro, im zweiten Jahr 1.252 Euro und im dritten Jahr 1.353 Euro (brutto). Das ist mehr als der Ausbildungsverdienst in kaufmännischen Berufen.

Verdienst von Pflegekräften steigt

Der durchschnittliche Verdienst von Pflegekräften ist in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel gestiegen. Im Jahr 2020 waren die monatlichen Bruttoverdienste von vollzeitbeschäftigten Pflegefachkräften mit 3.503 Euro im Mittel sogar erstmalig höher als die von Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft (Produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen), die durchschnittlich 3.286 Euro im Monat bekamen. Angesichts der Corona-Krise waren allerdings auch viele Beschäftigte in Kurzarbeit, was die gesamtwirtschaftliche Lohnentwicklung beeinflusste.

Pflegekräfte in Krankenhäusern am besten bezahlt

Der Verdienst von Pflegekräften unterscheidet sich nach Bundesland und Art der Pflegeeinrichtung. Während Beschäftigten in der Krankenpflege oft Tariflöhne gezahlt werden, gibt es für Pflegekräfte in stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten keinen flächendeckenden Tarifvertrag.

Gehalt in der Pflege dennoch ausbaufähig

Durch Höherqualifikation und Zulagen für beispielsweise Wochenend- und Nachtdienste kannst du als Pflegefachmann/-frau monatlich sogar mehr als 4.000 Euro verdienen. Aber mal ehrlich: Wie in vielen anderen Berufen im Sozial- und Gesundheitswesen gibt es beim Thema Gehalt noch Nachholbedarf. Beschäftigte in der Pflege werden für ihre Arbeitszeit und Leistung angemessener entlohnt als von vielen gedacht. Das Gehalt spiegelt aber zum Teil nicht den hohen Belastungsdruck und die große Verantwortung für die von ihnen betreuten Menschen wider.

Pflegemythos Nr. 2: "In der Pflege gibt es kaum berufliche Perspektiven"

Nach der Pflegeausbildung ist noch lange nicht Schluss! Es gibt eine Menge Möglichkeiten, sich in der Pflege beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Mit einer Weiterbildung oder einem Studium übernimmst du nicht nur neue Aufgaben und Verantwortungsbereiche, sondern verbesserst auch deine Gehaltsaussichten.

Weiterbildungen eröffnen neue Wege in der Pflege

Du kannst dich als Pflegefachkraft mit einer Fachweiterbildung auf bestimmte Bereiche spezialisieren, zum Beispiel Anästhesie- und Intensivpflege, Operationsdienst, Palliativpflege und viele mehr. Du kannst auch als Praxisanleiter/in tätig werden und Auszubildende in ihren praktischen Einsatzgebieten betreuen. Auch der Weg als Führungskraft steht dir in der Pflege offen. Mit einer entsprechenden Weiterbildung übernimmst du beispielsweise die Führung als Stationsleitung, Pflegedienstleitung oder Heimleitung.

Mit einem Studium die Karriereleiter hoch

Beruflich aufsteigen kannst du auch mit einem Studium in "Management im Gesundheitswesen", das dir den Weg in die Pflegedirektion eröffnet. Du möchtest lieber als Lehrkraft in der Ausbildung von Pflegeschülern arbeiten? Auch das ist möglich mit einem Studium der Pflegepädagogik. Wenn du dich eher medizinisch weiterbilden und an der Schnittstelle zwischen Ärzteschaft und Pflege arbeiten möchtest, dann ist der berufsbegleitende Studiengang "Physician Assistance" das richtige für dich. Bei unseren Schwesterunternehmen Hochschule Fresenius und Carl Remigius Medical School kannst du dein Bachelor-Studium sogar in vielen Fällen ohne Abitur machen.

Pflegemythos Nr. 3: "Pflege ist nur Waschen und Füttern"

Dieser Mythos hält sich hartnäckig, obwohl die Pflege von Menschen viel mehr umfasst als nur die tägliche Grundversorgung. Als Pflegefachmann/-frau bist du eine wichtige Bezugsperson für die pflegebedürftigen Menschen. Du führst mit ihnen Gespräche, begleitest sie im Alltag und gestaltest ihre Freizeit. Du übernimmst auch behandlungspflegerische Tätigkeiten wie Verbandswechsel, Blutdruckmessen oder Medikamenteneinnahme.

Je nach Fachbereich sind Pflegefachkräfte für spezielle Notfallsituationen ausgebildet und wissen, worauf es im Ernstfall ankommt. Hinzu kommen organisatorische Aufgaben wie das Auffüllen des Lagers, Medikamentenbestellungen und vor allem die Pflegedokumentation und -planung. Erfahre hier mehr zum Tätigkeitsbereich von Pflegefachleuten.

Pflegemythos Nr. 4: "Der Pflegeberuf ist nichts für 'echte' Männer"

Wer will als Mann schon als „Krankenschwester“ arbeiten? Tatsächlich ist der Männeranteil in den Pflegeberufen gering. Im Jahr 2021 waren mehr als vier von fünf Pflegekräften Frauen:

Pflegeberuf im Rollenbild der Frau verankert

Woher kommt der Männermangel in der Pflege? Noch immer halten sich veraltete Rollenklischees in der Gesellschaft, wonach fürsorgliche Tätigkeiten eher Frauen zugeschrieben werden. Das ist historisch begründet: Bis ins 20. Jahrhundert waren es vornehmlich Frauen, die sich um Verletzte und Kranke kümmerten. Der Begriff „Krankenschwester“ galt daher ganz selbstverständlich als Bezeichnung für Pflegefachkräfte. Heute ist die Pflege mehr als nur eine christliche und familiäre Pflicht, sondern eine ernstzunehmende Profession, mit der auch Männer ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Mehr Männer in der Pflege für Vielfalt und Gleichberechtigung

Egal welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst – der Pflegeberuf kann einem einiges abverlangen und erfordert sowohl mentale als auch körperliche Stärke. Er bietet dafür aber auch jede Menge Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Klar ist: Es braucht mehr Männer in Pflegeberufen, um neue Rollenvorbilder zu schaffen und um für mehr Vielfalt und Gleichberechtigung zu sorgen.

Pflegemythos Nr. 5: "Pflegekräfte sind völlig überlastet"

Für viele Pflegekräfte ist ihre Arbeit ein echter Herzensberuf, den sie mit viel Leidenschaft ausüben. Es sind vielmehr die Arbeitsbedingungen wie der Schichtdienst, die belastend sein können. Auch die Arbeit mit schwer kranken oder sterbenden Menschen ist für viele emotional und psychisch herausfordernd.

Während andere Feierabend haben oder ihr Wochenende genießen, sind Beschäftigte in der Pflege häufig noch im Einsatz. Schließlich müssen auch dann noch kranke und pflegebedürftige Menschen versorgt werden. Schicht- und Wochenenddienste sind in der Pflege daher keine Ausnahme.

Schicht- und Wochenenddienste bieten auch Vorteile

Was erst einmal wie ein Nachteil aussieht, kann auch Vorteile bieten: Für Arbeiten in der Nacht oder an Sonn- und Feiertagen bekommst du steuerfreie Zulagen gezahlt. Damit kannst du als Pflegekraft dein Gehalt weiter aufbessern. Wenn du im Schichtdienst arbeitest, hast du zudem eine gewisse Flexibilität und kannst zum Beispiel während einer Spätschicht Termine beim Arzt oder Behörden auf den Vormittag legen und bei einer Frühschicht den Nachmittag für deine Hobbys nutzen.

Wachsendes Interesse an Pflegeberufen trotz Pflegenotstand

In Deutschland herrscht ein Pflegenotstand: Während die Gesellschaft immer älter wird und die Zahl der Pflegebedürftigen wächst, gibt es nicht genügend Menschen, die sie versorgen können. Der Pflegereport der Bertelsmann Stiftung prognostiziert für das Jahr 2030 rund 500.000 fehlende Vollzeitkräfte in der Pflege! In einigen Pflegeeinrichtungen äußert sich der Pflegenotstand schon jetzt durch Personalmangel, Zeitnot und Arbeitsdruck. Das ist aber nicht überall so. Mit fairen Dienstplänen und akzeptablen Personalschlüsseln sorgen Pflegeheime und Krankenhäuser dafür, dass es den Beschäftigten nicht zu viel wird.

Trotz des Pflegenotstands haben Pflegeberufe nicht an Attraktivität verloren und die Zahl derer, die eine Ausbildung in der Pflege beginnen, steigt: Im Jahr 2021 starteten 56.300 Auszubildende ihre Ausbildung zum Pflegefachmann bzw. zur Pflegefachfrau – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Ausbildungsabschlüsse wächst: Im Zehnjahresvergleich gab es im Jahr 2019 rund 25 Prozent mehr Ausbildungsabschlüsse in einem Pflegeberuf als noch im Jahr 2009. Der Pflegeberuf ist ein sehr erfüllender und sinnstiftender Beruf und es braucht mehr Menschen, die diesen ausüben wollen, um dem Pflegenotstand etwas entgegenzusetzen.

Quellen:

Bundesagentur für Arbeit:
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Berufe/Generische-Publikationen/Altenpflege.pdf?__blob=publicationFile
https://web.arbeitsagentur.de/berufenet/beruf/steckbrief/132173

Statistisches Bundesamt:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/05/PD21_N032_622.html
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/07/PD22_314_212.html

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