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Therapieberufe nur noch an der Uni? Lieber nicht! Warum die berufsfachschulische Ausbildung ein Erfolgsmodell ist

Ausbildung + Beruf

Eine Allianz von und für Gesundheitsschulen setzt sich aktuell dafür ein, die fachschulische Ausbildung von Therapieberufen attraktiver zu machen, ohne durch die Umwandlung in ein rein hochschulisches Ausbildungsmodell Durchlässigkeit und Chancengleichheit zu gefährden.

Vielleicht habt ihr es bereits bemerkt: Seit einigen Tagen findet ihr im unteren Drittel unserer Website ein neues Logo mit dem Schriftzug "Wir stärken euch den Rücken. Und ihr?". Dieses soll euch auf eine aktuelle Kampagne der deutschen privaten Berufsfachschulen aufmerksam machen, die sich um die Zukunft der therapeutischen Ausbildungen in den Gesundheitsfachberufen dreht.

Zu diesen Ausbildungen zählen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Podologie, Massage, Diätassistenz und Orthoptik. Nicht alle davon bilden wir an den Ludwig Fresenius Schulen aus, aber die Mehrzahl. Vielleicht interessiert ihr euch ja ebenfalls für einen dieser Berufe oder seid bereits mitten in der Ausbildung. Vor allem dann dürfte euch dieser Beitrag besonders interessieren.

Worum geht es und was ist das Problem?

Hintergrund der Initiative sind Forderungen aus Politik und Gesellschaft, therapeutische Berufsausbildungen in Hochschulstudiengänge umzuwandeln. Diese sogenannte "Vollakademisierung" soll laut ihren Befürwortern dazu beitragen, eine bessere Qualität in der Berufsausübung sicherzustellen sowie langfristig auch höhere Vergütungen zu erreichen.

Was zunächst sehr positiv klingt, hat aber auch eine Schattenseite: Wenn Therapieberufe nur noch an den Hochschulen ausgebildet werden, ist das Abitur zwingende Voraussetzung. Derzeit haben jedoch rund 60 Prozent der Auszubildenden in Therapieberufen einen mittleren Bildungsabschluss, also zum Beispiel den Realschulabschluss. 

Darüber hinaus lernen aktuell deutschlandweit rund 53.000 Schülerinnen und Schüler einen Gesundheitsfachberuf an Berufsfachschulen. Fast zwei Drittel davon befinden sich in freier bzw. privater Trägerschaft. Ähnliche Kapazitäten an Universitäten und Hochschulen sind kaum vorstellbar. In Nachbarländern wie Österreich ist bereits seit langem zu sehen, wohin eine Vollakademisierung von Therapieberufen führt: Studienplätze sind knapp und eine Vielzahl von Bewerbern geht am Ende leer aus - oder erfüllt ohnehin nicht die notwendigen Zugangsvoraussetzungen.

Gleichzeitig verstärkt sich so der oft beschworene Fachkräftemangel immer mehr - mit fatalen Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheitsversorgung. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass eine Umstellung auf rein hochschulische Ausbildungsmodelle mittel- bis langfristig zu beruflichen Benachteiligungen der vielen rein fachschulisch ausgebildeten Therapeuten führen könnte. 

Die Bochumer Logopädin Inka Friedrich erklärt in einem Videobeitrag, warum für sie die berufsfachschulische Ausbildung der richtige Weg ist. Mehr Videobeiträge findet ihr unter www.wirstaerkeneuchdenruecken.de.

Wie geht es besser und warum?

Wir sagen daher: Eine Vollakademisierung der therapeutischen Ausbildung ist der falsche Weg. Eine Teilakademisierung hingegen ist erstrebenswert, denn sie verbindet die Vorteile aus beiden "Welten": Einerseits werden die Zugangshürden nicht so hoch gesetzt, dass ein Großteil der Interessenten unmittelbar ausgeschlossen wird, andererseits ist ein Studium, etwa im Anschluss an die Ausbildung oder stattdessen, durchaus möglich - mitunter sogar ohne Abitur. 

Die bewährte berufsschulische Ausbildung mit ihrem hohen Praxisanteil bleibt also bestehen, ohne dass Studierwillige Nachteile in Kauf nehmen müssten. Im Gegenteil: Wer ein Therapiefach studieren möchte, profitiert eindeutig von Vorwissen, welches in der Ausbildung erworben wurde. Während über 90 Prozent der Hochschulabsolventen mit therapeutischer Vorausbildung einen Abschluss erreichen, liegt die Quote bei einem Direktstudium nur bei rund 50 Prozent. Viele gute Argumente für ein System aus Berufsfachschulausbildung und Teilakademisierung, oder?!

Zusätzlich möchten natürlich auch wir, dass sich die Arbeitsbedingungen für Therapeuten in Deutschland weiter verbessern. Eine Verknappung von Kapazitäten ist jedoch gesellschaftlich weder verträglich noch zielführend. Nicht umsonst soll die Einführung der Schulgeldfreiheit in vielen Bundesländern dafür sorgen, dass noch mehr Menschen einen Therapieberuf ergreifen können.

Wir setzen uns daher aktiv dafür ein, dass Durchlässigkeit und Chancengleichheit in der Berufswahl, eine bestmögliche, praxisnahe Ausbildung sowie eine flächendeckende Gesundheitsversorgung im Therapiebereich in Deutschland erhalten bleiben. Wenn ihr noch mehr wissen wollt, schaut mal auf www.wirstaerkeneuchdenruecken.de.

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