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2.500 km mit dem Fahrrad: Physiotherapie-Schüler Rojan-Paul radelt bis nach Istanbul

Landshut

Von Landshut bis nach Istanbul: Diese Strecke ist Physiotherapie-Schüler Rojan-Paul in den Sommerferien geradelt und hat sich damit einen Traum erfüllt. Sein Abenteuer hat er gefilmt und in den sozialen Medien geteilt. Im Interview erzählt er, warum er sich für die Reise entschieden hat und was er währenddessen gelernt hat.

Warum hast du dich für eine Fahrradtour nach Istanbul entschieden?

Die Fahrradreise von Landshut nach Istanbul ist ein Kindheitstraum, der mich schon lang begleitet. Mein Vater stammt aus dem kurdischen Teil der Türkei und meine Mutter aus Roßbach in Niederbayern. Seit ich denken kann, fahren wir jeden Sommer mit dem Auto von Deutschland in die Türkei, um dort meine Familie zu besuchen. Die Fahrt mit dem Auto war für mich als Kind immer ein absolutes Highlight. Mit acht Jahren sagte ich zu meinen Eltern: "Mama, Papa, eines Tages fahre ich die Strecke mit dem Fahrrad."

Wie haben deine Familie und Freunde auf deine Pläne reagiert?

Viele Menschen haben mich ermutigt, meine Reise anzutreten. Natürlich sorgten sich auch einige um mich – schließlich ist so eine Reise nicht ungefährlich. Insgesamt überwog aber die Begeisterung für mein Vorhaben.

Wie verlief deine Reise und welche Herausforderungen hast du gemeistert?

Zunächst habe ich mich sorgfältig auf die Reise vorbereitet und mir ein Gravel Bike – selbstverständlich ohne Motor – gekauft. Bei der Auswahl haben mich Dr. Jürgen Baier, Standortleiter an den Ludwig Fresenius Schulen Landshut, und mein Massagelehrer Bernd Unfall unterstützt. Darüber habe ich mich sehr gefreut! Gut ausgestattet mit Zelt, Schlafsack und meinem Filmequipment wurde ich dann am 5. August von meiner Familie, Freunden und Bekannten in Landshut verabschiedet.

Die Reise führte mich von Deutschland auf dem Donauradweg nach Österreich und dann in die Slowakei. Ab Ungarn hatte ich mit erschwerten Fahrbedingungen zu kämpfen. Der Straßenuntergrund wurde zunehmend schlechter, es gab keine Fahrradwege und so musste ich mir die Nebenstraßen mit LKW und PKW teilen. Außerdem begegneten mir immer mehr Straßenhunde, die das Fahrradfahren erschwerten. Teilweise liefen bis zu sechs große, bellende Hunde hinter mir her – da habe ich ordentlich in die Pedale getreten! Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber an diese Begleiter.

Welches Erlebnis auf deinem Weg ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Nach über einer Woche erreichte ich Rumänien. Dort ging es über die Karpaten: Mein Weg führte mich über die berühmten Serpentinen mit manchmal über 10 Prozent Steigung. Ich war teilweise ganz allein unterwegs, umgeben von dichtem Nebel. Als die Wolken sich plötzlich auflösten, bot sich mir ein unglaubliches Panorama. Schilder warnten mich dort bereits vor wilden Bären. Tatsächlich begegnete ich auch einem Braunbären. Nachdem meine Angst verflogen war, traute ich mich, auf das Tier zuzugehen und ein Selfie zu machen – natürlich mit dem nötigen Respekt. Das war eine wundervolle Begegnung!

Wie hast du dich gefühlt, als du in Istanbul angekommen bist?

Am 30. August erreichte ich nach 2.500 km und über 20.000 Höhenmetern ohne eine einzige Panne mein Ziel in der Türkei. Meine Familie, die schon seit drei Wochen in der Türkei war, empfing mich gemeinsam mit Verwandten. Bei Musik, Tanz und gutem Essen feierten wir meine Ankunft. Es fällt mir schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und viel über mich gelernt.

Ich bekam eine sehr große Aufmerksamkeit von lokalen deutschen Medien und Medien in der gesamten Türkei, die mich zusätzlich stärkte. Unvergesslich bleiben für mich all die freundlichen und hilfsbereiten Menschen, die sich für mich und mein Abenteuer interessiert haben.

Was hast du durch deine Reise gelernt?

Ich habe gelernt, dass wichtig ist, seine Träume zu leben und niemals aufzugeben. Auf meiner Reise gab es Höhen und Tiefen. Das Entscheidende ist, immer weiter nach vorne zu schauen und an sich und seine Vision zu glauben. Es ist mir deshalb ein Anliegen, Menschen zu inspirieren, die gewohnte Komfortzone zu verlassen und Grenzerfahrungen zu machen.

Hast du schon Pläne für dein nächstes Abenteuer geschmiedet?

Ja, bald geht es weiter! Nach dem Abschluss meiner Physiotherapieausbildung habe ich vor, mit dem Fahrrad von Istanbul aus über den Bosporus nach Asien zu fahren. Mein Ziel ist es, nach 1.500 km den Geburtsort meines Vaters, Kahta, zu erreichen. Dort haben sich meine Eltern vor mehr als 30 Jahren kennengelernt. Weiter geht es mit dem Aufstieg am Berg Ararat mit 5.137 Metern – das ist der höchste Berg in der Türkei.

Vielen Dank für Interview, Rojan-Paul!

Sein Abenteuer hat Rojan-Paul in den sozialen Medien geteilt: 

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