Menü

„Menschlichkeit steht im Zentrum“: Angehende Ergotherapeuten zu Besuch in der JVA

Herten

Zum wiederholten Mal war eine Schulklasse der Ergotherapie-Ausbildung an den Ludwig Fresenius Schulen Herten zu Gast in der JVA Gelsenkirchen. Tanja But, die Schulleiterin der Ergotherapie-Schule, freute sich über die Möglichkeit, den Schülern dieses besondere Berufsfeld innerhalb eines Gefängnisses zeigen zu können.

Bei einer spannenden und anekdotenreichen Einführung in die Welt des Justizvollzugs durch den langjährigen ehemaligen Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes, Frank Nissalk, konnten sich die jungen Therapeuten ein Bild von den Gegebenheiten in einer Haftanstalt machen.

Einblicke ins Innenleben eines Gefängnisses

Anschließend folgte eine Übersicht über psychische Krankheiten und deren Behandlungsmöglichkeiten unter den schwierigen Rahmenbedingungen im Haftalltag durch den Anstaltspsychiater Steffen Handke. „Ein Großteil der Inhaftierten ist von psychischen Erkrankungen betroffen“, erklärte der Facharzt. „Resozialisierung kann nur gelingen mit ausreichender adäquater Behandlung. Und dafür braucht es menschliche Beziehungen.“

Daraufhin zeigte die Ergotherapeutin Nebahat Ergün dem Nachwuchs die gut ausgestattete Holzwerkstatt der Arbeitstherapie und erklärte die Besonderheiten ihrer Arbeit. Dabei betonte sie, dass die Patienten in einer Haftanstalt gar nicht so unterschiedlich sind im Vergleich zu sonstigen Patienten in der Ergotherapie.

Angehende Ergotherapeuten führen Gespräche mit Inhaftierten

Die Schüler waren sehr interessiert und dankbar, sogar mit den anwesenden inhaftierten Patienten zu sprechen und Fragen stellen zu können. „Für mich war es eine gute Möglichkeit, Berührungsängste abzubauen“, bemerkte Stefan Böhm, der im zweiten Lehrjahr ist. „Es ist toll zu sehen, was hier für eine wertvolle Arbeit geleistet wird.“

Die ergotherapeutische Maßnahme ist innerhalb der sogenannten psychiatrischen intensivierten Behandlung (PIB) seit gut zwei Jahren eine feste Säule im psychiatrischen Behandlungskonzept der Anstalt. Hier wurden schon zahlreiche Patienten erfolgreich behandelt. Und mittlerweile haben hier auch zwei angehende Ergotherapeuten ihre Praktikumsblöcke abschließen können. Weitere Praktikanten werden folgen.

„Es läuft hier nicht so strikt und hart, sondern Menschlichkeit steht im Zentrum“, sagt die Schülerin Pia Polske, die sich jetzt schon auf ihr Praktikum hinter Gittern im nächsten Jahr freut.