Bad Hersfeld
Schon Ende 2009 hat sich die Zukunftsakademie Hersfeld-Rotenburg e.V. gegründet und versteht sich als Forum für einen interdisziplinären Dialog und Wissenstransfer im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit dem Ziel von Ausrichtungen von Tagungen, Seminaren und Vorträgen mit Themen zu den aktuell gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. DIE SCHULE Bad Hersfeld ist seit 2010 Mitglied und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen der Ausbildung von jungen Menschen und dem Ziel der Pflege und Betreuung von älteren, hilfsbedürftigen Mitbürgerinnen und Bürgern dar.
Der Arbeitskreis „AAL“, Ambient Assistet Living, hat es sich zur Aufgabe gemacht, altersgerechte Unterstützungsmöglichkeiten zu finden, damit ein langes, selbstbestimmtes Leben zu Hause bei hoher Lebensqualität auch in Zukunft möglich ist. Unsere Altenpflegedozentin Erika Christ hat sich diesem Arbeitskreis angeschlossen, um gemeinsam mit den angehenden Pflegefachkräften die Zukunft für unseren Landkreis mitzugestalten und neue Erkenntnisse und kreative Ideen in den Unterricht einfließen zu lassen.
Vom 24. bis 26. Juni 2015 reiste die Expertengruppe „AAL“ nach Niederlande in die Region Brabant, um sich mit altersgerechten Netzwerken und Unterstützungsmöglichkeiten, die dort bereits sehr erfolgreich umgesetzt werden, auseinander zu setzen. Die Gruppe wurde von den Projektmanagern Jan Oudmann und Roger Jongen von „Iris – oog voor elkaar“ durch das Programm mit verschiedenen Besichtigungen, Vorträgen und Info-Gesprächen in den Städten Breda, Roosendaal und Eindhoven geführt.
Heimleiter Ronald Loot, gebürtig in Niederlande, seine Ehefrau Karla und der seit drei Jahren in Bad Hersfeld lebende Niederländer Ruud Wiener dienten als Übersetzer der holländischen Sprache.
Es wurde u.a. die private neu erbaute Universität „das Haus der Zukunft“ besichtigt. Hier sind u. a. Fachbereiche wie „Menschen mit kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen“, „Kinder und Jugend Prävention“ unter einem Dach mit Studierenden der Pflegewissenschaften angesiedelt. Der Vorteil dieses Pilotprojektes ist, dass diese Personengruppen aktiv an den Ausbildungsprozessen beteiligt sind und die Studierenden sich mit den Schilderungen der Problematiken bei Behinderung, den Defiziten, Ressourcen und Wünschen sich gleich intensiv auseinandersetzen und somit ein praxisnahes Zusammenführen von Wissenschaft und Pflege gefördert wird.
Im Ausstellungsraum „Mensch und Technik“ der Universität fanden die Reisenden Freude daran, mit einem Motorrad mit integriertem Rollstuhl zu fahren. Viele interessante technische Hilfsmittel wurden gleich vor Ort ausprobiert.
Ferner wurde das Seniorenpflegeheim für Menschen mit Demenz „Tante Louise“ besichtigt. Sehr interessant war hier das Ortungssystem „Gesicherter Freigang“. Ähnlich wie auch hier bekannte Ortungssysteme, sind in dieser Kleinstadt auch Privatleute in umliegenden Häusern des Pflegeheimes in das System mit integriert. Diese freiwilligen Bürger sind über Funk mit dem Pflegeheim verbunden, so können Menschen mit Demenz sich selbständig in einem größeren Radius bewegen und sind trotzdem wohlbehütet.
In Eindhoven wurde das Projekt „Ambulante Betreuung in der Nacht“ zur Entlastung pflegender Angehöriger vorgestellt. Die wissenschaftliche Begleitung zur Erfassung von der Benutzung von technischen Hilfsmitteln von älteren Menschen wurde in der dortigen Universität erörtert. Auch die Erstellung eines Netzwerks über das Internetportal mit verschiedenen Koorperationspartnern interessierte alle Teilnehmer.
Aber auch der gesellige Aspekt dieser Gruppe kam nicht zu kurz. Es wurde viel gelacht und eine vertraute Atmosphäre stellte sich schnell ein. Abends erkundeten alle das schöne Städtchen Brabant. Ein gut gefüllter Proviantkorb, mitgebracht vom Bürgermeister Preßmann, sorgte für den Gaumengenuss auf der Hin- und Rückreise in dem gemütlichen Kleinbus der Gemeinde Hauneck.
Im Herbst wird Erika Christ mit einer Schulklasse die Universität Kassel besuchen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Melanie Heußner, die an dem Projekt Mensch-Maschine-Systemtechnik arbeitet, wird dann den Schülern ein neu entwickeltes Spiel für ältere Menschen vorstellen, welches die Schüler dann direkt vor Ort in den Pflegeheimen erproben können. So wird Wissenschaft und Pflege auch für Auszubildende greifbarer.