Hannover
Erst geht es nicht, dann vergisst man es: Betroffene, die nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt sind, nutzen verstärkt die nicht betroffene Körperseite und vernachlässigen somit den für den Heilungsprozess notwendigen Muskelaufbau der gelähmten Partien. Um diesen kontraproduktiven Kreislauf zu durchbrechen, wird bei der Forced-Use-Therapie die Beweglichkeit der stärker betroffenen, also zuvor gelähmten Körperhälfte gefördert und versucht, die motorischen Fähigkeiten zu verbessern.
Da dieses psychologisch-motorisches Verhaltenstraining auch in der Ergotherapie eingesetzt wird, machen sich die Schüler der Ludwig Fresenius Schulen Hannover bereits während ihrer Ergotherapie-Ausbildung damit vertraut. Im Rahmen der neurophysiologischen und neuropsychologischen Behandlungsverfahren lernten sie das Forced-Use-Konzept kennen und übten im Selbstversuch Alltagsaufgaben mit nur einer Körperhälfte zu bewältigen.
Wie in der „echten“ Therapie, wird dabei die „gute Seite“ fixiert, um das Schonverhalten zu überwinden und schließlich die Benutzung und Beanspruchung der betroffenen Körperhälfte wieder zu erarbeiten.
So stellten sich die Ergotherapie-Schüler mit eingeschränkter physischer Handlungsfähigkeit den Herausforderungen des Alltags und hängten Wäsche auf, versuchten diese einhändig zu falten und Gegenstände im Haushalt wie Messer, Schere oder Flaschenöffner zu benutzen.
„Unvorstellbar, wie schwierig plötzlich ein einziger Handgriff sein kann. Darüber denkt man überhaupt nicht nach – solange, bis es vielleicht doch plötzlich nicht mehr anders geht“, gibt eine Schülern am Ende der Stunde zu bedenken. „Es war eine sehr intensive Unterrichtseinheit, die uns wirklich was gebracht hat.“