Menü

Hygiene: Wo befinden sich die Keimquellen in unserem Alltag?

Osnabrück

Für die Schüler des jüngsten Ausbildungskurses „Physiotherapie“ in Osnabrück rückt der erste praktische Einsatz als Physiotherapeut/-in innerhalb eines Krankenhauses, einer Physiotherapiepraxis oder in einer Reha-Klinik immer näher. Die Schulleiterin Physiotherpie Constanze Hünefeld berichtet selbst:

Als medizinisches Personal in diesen Gesundheitseinrichtungen sind sie mögliche Überträger verschiedener Keime (z.B. Staphylokokken). Im Fach Hygiene befassen sich die Lernenden mit den hygienischen Maßnahmen für die jeweilige Gesundheitseinrichtung und erkennen die möglichen Komplikationen aufgrund klinikspezifischer Keime (bspw. MRSA). Dabei kamen bei den Lernenden weitere Fragen auf: Wo befinden sich denn die Bakterien, Viren und Pilze in unserem Alltag? Auf welchen Alltagsgegenständen sitzen die Keime? Hygiene wird, nach der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie als die  "Lehre von der Verhütung der Krankheiten und der Erhaltung und Festigung der Gesundheit" definiert. Aber wie können die Patienten als auch die eigene Person geschützt werden, wenn die Keime unsichtbar sind?

Daraus entwickelte sich die Idee – im Sinne des medizinischen Fachgebietes – die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt eigenständig zu untersuchen. Ein Abklatschversuch wurde von den Schülern und der Lehrkraft durchgeführt. Anleitung und Unterstützung bekamen sie durch eine Biologiestudentin, die zu dem Zeitpunkt ein Praktikum im Bereich der Biologisch-technischen Assistenz am Standort Osnabrück absolvierte. Ein Abklatschtest ist ein mikrobiologisches Untersuchungsverfahren, um die Kontamination von Gegenständen bzw. Oberflächen mit Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Pilzen zu bestimmen.

Im Unterricht konnten die Schüler zwei verschiedene Varianten zur Durchführung eines Abklatschtestes wählen: Abklatschversuch der Finger vor und nach Waschen/ Desinfektion oder Abklatschtest von alltäglichen Gegenständen. Dazu erhielten zwei Lernende eine Agarplatte, die einen hervorragenden Nährboden für Keime darstellt. Diese wurde auf der Unterseite mit Namen und Datum versehen. Bei dem Abklatschversuch der Finger wurde die Platte in vier Bereiche eingeteilt: Daumen (z.B. ungewaschen, direkt aus dem Bus kommend), Zeigefinger (gewaschen mit Wasser), Mittelfinger (gewaschen mit Wasser und Seife), Ringfinger (desinfiziert mit Rheosept-Händedesinfektion). Bei dem Abklatschversuch von alltäglichen Gegenständen konnte die Platte an einen Gegenstand nach Wahl gedrückt werden. Besonders beliebt dabei waren das Smartphone und Geldstücke. Durch die direkte Berührung werden Pilze und Bakterien auf den Nährboden übertragen.

Anschließend wurden die Proben, etwa 48 Stunden bei einer Temperatur von ca. 37°C., bebrütet, da so das Bakterienwachstum angeregt wird. Bei der Ergebnisbeschreibung dokumentierten die Schüler Wachstum, Aussehen, Größe und Umrandung der Bakterienkolonien.

Die Abstriche der Finger zeigten runde, raue und hellgelbliche Bereiche. Gut zu erkennen war, wie viele Keime auf den Händen sitzen, wenn sie gar nicht oder nur mit Wasser abgespült wurden. Gewaschen mit Seife zeigte eine deutliche Minderung der Keimanzahl und -ansammlung. Trotz Desinfektionsmittel waren in dem Bereich auch noch Keimansammlungen sichtbar. Jedoch in geringerer Anzahl, so dass den Schülern die Notwendigkeit und Wichtigkeit der Händedesinfektion bewusst geworden ist.

Bei den Abstrichen der Smartphones erwiesen sich gelbe, schuppenartige und unwillkürliche Ansammlungen auf der Agarplatte. Die Geldstücke zeigten im Gegensatz zum Handy deutlich weniger Keime. Lediglich ein Ministamm wurde festgestellt, der eine glatte Oberflächenstruktur aufwies. Obwohl die Geldstücke durch mehrere Hände gereicht werden als das eigene Handy wies dieses intensivere Keimansammlungen auf, was die Lernenden aufschrecken lies. Die Bakterien können aber, aufgrund des hohen Metallgehaltes beim Geld, auf Dauer nicht überleben. Das eigene Smartphone erwies sich als sehr große Alltagskeimquelle, die so gut wie nie desinfiziert wird und somit als Keimüberträger verbucht werden konnte.

Den Physiotherapie-Schülern ist durch die Durchführung einer eigenen Keimuntersuchung das Ausmaß an Bakterien im Alltag bewusst geworden. Sie haben die große Rolle ihrer eigenen Mitverantwortung im Rahmen der Krankenhaushygiene erkannt und die Notwendigkeit von hygienischen Maßnahmen in den jeweiligen Einrichtungen des Gesundheitswesens verinnerlicht.