Osnabrück
Durch ihren Einsatz in Kliniken, Krankenhäusern oder Praxen können Physiotherapeuten mögliche Überträger von Keimen und Krankheiten sein. Die BTA-Dozentin Astrid Stahlhut berichtet selbst:
Um den Schülern zu verdeutlichen, wo sich im Alltag überall Bakterien oder Pilze finden lassen, wurde mit den Schülern des jüngsten Ausbildungskurses im Bereich „Physiotherapie“ am Standort Osnabrück ein sogenannter Abklatschversuch durchgeführt.
Beim Abklatschversuch handelt es sich um ein mikrobiologisches Untersuchungsverfahren, mit dem die mikrobielle Verunreinigung von Oberflächen, Gegenständen oder Personen bestimmt werden kann. Hierzu nutzt man sterile Agarplatten, auf die Gegenstände oder Finger vorsichtig aufgedrückt werden, um die an ihnen haftenden Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) zu übertragen. Anschließend werden die Agarplatten in Wärmeschränken bebrütet, um das Wachstum der Mikroorganismen anzuregen. Nach der Bebrütung können die gewachsenen Kolonien gezählt und deren Aussehen dokumentiert werden.
Dieser Abklatschversuch wurde von den Schülern in zwei Varianten durchgeführt.
Im ersten Teil des Versuches wurde die Anzahl der Mikroorganismen an den Händen hinsichtlich des Effekts von Wasch- und Desinfektionsschritten untersucht. Je zwei Schülern wurde eine Agarplatte ausgeteilt, die mit einem Filzstift an der Unterseite in Viertel unterteilt und mit Namen und Datum versehen wurde. Ebenfalls wurden die Viertel gekennzeichnet. In das erste Viertel drückten die Schüler vorsichtig ihren Daumen, der vorher weder gewaschen noch desinfiziert wurde. Anschließend wuschen die Schüler ihre Hände mit Wasser und drückten den Zeigefinger in das zweite Viertel der Agarplatte. In das dritte Viertel wurde der Mittelfinger gedrückt, nachdem die Hände mit Wasser und Seife gewaschen wurden. Für das vierte Viertel wurden die Hände etwa eine Minute mit Händedesinfektionsmittel desinfiziert und anschließend der Ringfinger in das vierte Viertel gedrückt. Die fertigen Platten wurden nun übers Wochenende im 30°C Wärmeschrank und anschließend noch für ca. 48 Stunden im 37°C Wärmeschrank bebrütet und danach bis zur Auswertung im Kühlschrank gelagert, um das Wachstum der Mikroorganismen zu minimieren.
Zur Auswertung des Versuches notierten sich die Schüler das Aussehen der gewachsenen Kolonien und deren Anzahl. Dabei stellten sie fest, dass bei ungewaschenen Händen überwiegend große, unregelmäßig erhabene, aber auch kleine runde weiße Kolonien wuchsen. Bei den mit Wasser gewaschenen Händen bildeten sich deutlich weniger Kolonien. Diese waren vorwiegend klein und rund, hatten eine glatte Oberfläche und waren weiß oder gelblich gefärbt. Wurden die Hände mit Wasser und Seife gewaschen, so ließ sich feststellen, dass die gewachsenen Kolonien denen aus dem vorherigen Viertel stark ähneln, hier jedoch deutlich weniger Kolonien gewachsen sind. In dem Feld mit dem Abdruck des desinfizierten Fingers ließen sich nur wenige, kleine Kolonien erkennen. Diese waren rund und hatte eine weiße Färbung.
Im zweiten Teil des Versuches konnten die Schüler alltägliche Gegenstände, wie unter anderem Kopfhörer, Geld oder Smartphones hinsichtlich der mikrobiellen Verunreinigung untersuchen. Auch hierfür erhielten je zwei Schüler eine Agarplatte, die wieder mit Namen und Datum versehen wurde. Nun konnten die Schüler frei wählen, welche Gegenstände sie gerne untersuchen wollten. Hier entschieden sich die Schüler für Dinge, mit denen sie täglich oft in Berührung kommen, wie Smartphones, Kopfhörer aber auch Türklinken oder Wasserhähne. Nachdem die Gegenstände auf die Agarplatte gedrückt wurden, wurden diese, wie im ersten Teil des Versuches, bebrütet und anschließend im Kühlschrank gelagert.
Bei den Abdrücken von Kopfhörern ließen sich auf der Agarplatte viele unterschiedliche Kolonien erkennen. Hier wuchsen sowohl große unförmige, teilweise erhabene Kolonien, als auch kleinere glatte, die Farben von weiß bis gelb aufwiesen. An den untersuchten Geldstücken und Ringen der Schüler ließen sich nur wenige Kolonien nachweisen. Bei den gewachsenen Kolonien handelte es sich in beiden Fällen um kleine weiße Kolonien, die eine konvexe, glatte Oberfläche besaßen. Die geringe Anzahl der gewachsenen Kolonien lässt sich durch den hohen Metallanteil der Gegenstände erklären. Dieser sorgt dafür, dass die Bakterien hier nicht dauerhaft überleben können und so entgegen der Erwartung der Schüler nur wenige Bakterien an diesen Gegenständen zu finden sind. Im Versuch erwiesen sich vor allem Gegenstände wie Kopfhörer oder Smartphones als Keimquelle, da diese oft genutzt und angefasst, aber so gut wie nie desinfiziert werden.
Im Ergebnis wurde den Schülern durch diesen Versuch deutlich, wo sich Keimquellen in unserem Alltag befinden und wie durch hygienische Maßnahmen deren Verbreitung minimiert werden kann.