Koblenz
„Wir bezahlen, wir helfen – und was macht das Land?“ Mit diesen und anderen Slogans gingen Schüler und Lehrer freier Berufsfachschulen im Oktober auf die Straße. Ihre Forderung an die Landespolitik: Die Umsetzung der angekündigten Schulgeldfreiheit bei der Ausbildung von Gesundheitsfachberufen – und zwar für alle. Denn anders als in anderen Bundesländern übernimmt in Rheinland-Pfalz nicht das Land die Kosten für die Ausbildung der angehenden Gesundheitsfachkräfte: Im Gegensatz zu etwa Hessen oder Nordrhein-Westfalen soll die Finanzierung der Ausbildungen über das so genannte "Krankenhausfinanzierungsgesetz" laufen. Danach werden die Ausbildungskosten im Gesundheitswesen von den Krankenkassen getragen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die entsprechenden Ausbildungen in Krankenhäusern erfolgen. Freie Bildungsträger wie die Ludwig Fresenius Schulen bleiben hingegen außen vor.
Die Finanzierung der Schulgeldfreiheit über das Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) hat neben der Ungleichheit im Bildungssystem noch einen weiteren Aspekt: Wer künftig Leistungen von Ergotherapeuten, Logopäden, Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) oder Physiotherapeuten in Anspruch nehmen möchte, wird die Auswirkungen spüren. „Es geht nicht nur darum, dass immer mehr Schulen ihre Trägerschaft abgeben oder schließen müssen, sondern vielmehr darum, dass immer weniger Fachkräfte ausgebildet werden können“, beschreibt Vlora Haxhijaj, Standortleiterin der Ludwig Fresenius Schulen in Koblenz, die prekäre Lage.
Um die Bevölkerung in Rheinland-Pfalz darauf aufmerksam zu machen, dass diese politische Entscheidung früher oder später jeden einzelnen betreffen wird, engagierten sich auch die Schüler der Ludwig Fresenius Schulen Koblenz und gründeten „Gesundheit ist Zukunft“. Als Mitveranstalter der Demo erstellten sie Plakate und Flyer und beantworteten Fragen am Infostand. „Viele wussten überhaupt nicht, dass die Krankenhäuser nur für ihren eigenen Bedarf ausbilden“, berichtet eine Schülerin, die gerade ihre Physiotherapie-Ausbildung begonnen hat. „Aber die meisten Therapeuten arbeiten gar nicht im Krankenhaus, sondern selbstständig oder als Angestellte in einer Praxis, also genau dort, wo sie am meisten benötigt werden.“