Menü
#

Die Berufsbezeichnung „Masseur und medizinischer Bademeister“ klingt sperrig und in meinen Ohren auch langweilig. Dabei ist der Beruf selber alles andere als langweilig. Im Gegenteil, ich war von den Möglichkeiten begeistert, die sich mir nach der Ausbildung boten!

Bernd Nemack (Absolvent Masseur und med. Bademeister)

Ein Tausendsassa findet seinen Traumberuf als Masseur

Kfz-Elektrikermeister, Angestellter im öffentlichen Dienst, Personalsachbearbeiter, Teamleiter Personal: Bernd Nemack hatte schon einige Stationen hinter sich, ehe er an den Ludwig Fresenius Schulen Berlin eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister gemacht hat. Im ausführlichen Interview erzählt er uns, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat und wie sein berufliches Leben als Masseur und medizinischer Bademeister aussieht.

Weshalb haben Sie sich für diese Ausbildung entschieden?

Aus gesundheitlichen Gründen musste ich mich beruflich neu orientieren und die Umschulung zum Masseur wurde durch die Rentenversicherung finanziert. Zugegebenermaßen war diese Ausbildung nicht meine erste Wahl. Die Berufsbezeichnung „Masseur und medizinischer Bademeister“ klingt sperrig und in meinen Ohren auch langweilig. Dabei ist der Beruf selber alles andere als langweilig. Im Gegenteil, ich war von den Möglichkeiten begeistert, die sich mir nach der Ausbildung boten! Und da ich auch eine Ausbildung zum Shiatsu-Praktiker habe, war die Umschulung die perfekte Ergänzung dazu. Sowohl bei Shiatsu-Behandlungen als auch bei einer klassischen Massage wende ich Techniken aus der jeweils anderen Disziplin an.

Kamen Ihnen Ihre früheren Berufserfahrungen in Ihrer Ausbildung zugute, gab es Anknüpfungspunkte?

Es gibt zu jedem meiner vorherigen Tätigkeiten Anknüpfungspunkte: Als Kfz-Elektriker habe ich ja auch handwerklich gearbeitet. Ein neues Antennenkabel zu verlegen hört sich nicht unbedingt kompliziert an. Aber es gibt bei den unterschiedlichen Fahrzeugen immer wieder Besonderheiten und dann ist es wichtig, improvisieren zu können: aus dem Gelernten etwas Neues zu machen, eine Lösung zu finden, an die man vorher nicht gedacht hat. Für die Massagen bedeutet das: Wenn die Muskeln einfach nicht lockerer werden, muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Als Shiatsu-Praktiker sehe ich nicht nur die verspannte Schulter. Ist die Beinmuskulatur locker? Hat der Patient Knie-, Hüft- oder Rückenschmerzen? Arbeitet er viel am Computer und dadurch eine angespannte Hand- und Armmuskulatur? Hat der Patient Stress oder vielleicht sogar psychische Probleme? Das hat alles Einfluss auf meinen Befund und meine Behandlung. Die chinesische Medizin ist die theoretische Grundlage des Shiatsu. Dadurch habe ich eine ganz andere Befundmöglichkeit. Wichtig ist auch, was erzählt mir der Patient, wie ist sein Tonfall, wie ist die Körperhaltung. Das alles gibt mir Hinweise darauf, wie ich den Patienten am besten behandle.

Der Verwaltungsaufwand wird in den Physiotherapiepraxen durch Vorgaben der Krankenkassen und des Gesetzgebers immer größer. Da helfen meine Erfahrungen mit Bürotätigkeiten. Trotzdem gehören die auf keinen Fall zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Durch meine Tätigkeiten im Handwerk und im Büro kann ich außerdem besser nachvollziehen, wie sich die heutigen Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit auswirken können. Dadurch kann ich besser auf meine Patienten eingehen. Zuhören ist darüber hinaus ein wichtiger Teil der Therapie.

Welcher Bereich in der Ausbildung als Masseur und medizinischer Bademeister oder in Ihrem jetzigen Berufsalltag interessiert Sie besonders?

Für mich ist es spannend, aus dem, was ich gelernt habe immer wieder das anzuwenden, was den besten Massageerfolg bewirkt. Die Abläufe, die ich während der Ausbildung gelernt habe, waren eine sehr gute Grundlage, um meinen eigenen Stil zu entwickeln. Dabei haben mir Weiterbildungen geholfen. Ich kombiniere Techniken aus der Marnitztherapie, der Triggerpunktbehandlung, dem Shiatsu und der Periostmassage. Jede Weiterbildung, die ich absolviere, jede Behandlung, die ich gebe, verändert die Art meiner Massagen und keine Behandlung ist wie die andere. Genau das macht den Beruf des Masseurs für mich so spannend.

Ich beschäftige mich aber auch mit den vielfältigen anderen Aspekten einer Massage. Massagen bauen Stresshormone im Körper ab, verbessern das Körpergefühl des Patienten. Massagen sind als Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements ein wichtiges Werkzeug für die Unternehmen. Sie verringern den Krankenstand und binden Mitarbeiter an das Unternehmen, bzw. sind eine Möglichkeit, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Da gilt es bei einigen Verantwortlichen noch Überzeugungsarbeit zu leisten. 

Nachdem Sie u. a. in einer physiotherapeutischen Praxis als Masseur angestellt waren, haben Sie sich selbstständig gemacht. Weshalb haben Sie sich für diesen Schritt entschieden? Können Sie uns Ihren Weg in die Selbstständigkeit kurz schildern?

Für einen Berliner Massagedienstleister habe ich erst als Angestellter und später als freier Mitarbeiter gearbeitet. Für ein anderes Massageunternehmen war ich als Subunternehmer in einer Behörde tätig. Nach einigen Monaten hatten meine Akquisebemühungen Erfolg, ich habe also Unternehmen gefunden, in denen ich einmal wöchentlich massiert habe. Zusätzlich unterrichte ich an den Ludwig Fresenius Schulen in Berlin-Lichtenberg Sonderformen der Massage. 

Selbständig zu sein hat den Vorteil, seine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Ich kann meine Arbeit so gestalten, wie ich es gerne möchte. Andererseits steht man unter einem ganz anderen Druck als ein Angestellter. Wie entwickelt sich die Auftragslage? Wenn eine Firma abspringt, finde ich neue Aufträge? Das sind Fragen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Inzwischen bin ich Teilselbständig. Ich arbeite als Angestellter in einer Physiotherapiepraxis, massiere aber auch noch auf freiberuflicher Basis in Unternehmen. So habe ich sowohl die finanzielle Sicherheit eines Angestellten, als auch die Freiheiten eines Selbständigen.

Welchen Tipp würden Sie Schülern geben, die sich für die Masseur-Ausbildung interessieren?

Überlege dir, welcher Aspekt des Masseurberufs dir am meisten liegt. Ist es der therapeutische Aspekt oder eher der Wellness-Bereich? Spezialisiere dich nach der Ausbildung auf das, was dir mehr Spaß macht. Und bei Panik vor dem Staatsexamen: Die lässt sich durch rechtzeitiges Lernen vom ersten Tag an minimieren. Ein Tipp, den ich leider selbst nur eingeschränkt beachtet habe…

Ansonsten: Genieße die Ausbildung! So viele kostenlose Massagen wirst du nie wieder bekommen. Und als Masseur wirst du vielleicht nicht reich, aber es ist eine befriedigende Arbeit. Und die Bezahlung in den Physiotherapiepraxen wird langsam besser.