Marburg
Auf eine praxisnahe Ausbildung legen die Ludwig Fresenius Schulen Marburg großen Wert. Daher stehen die Lehrer im engen Austausch mit den örtlichen Therapie- und Pflegeeinrichtungen und ermöglichen durch Praktikumsstellen, Exkursionen und Projekttage Einblicke in den Berufsalltag.
Zu den Kooperationspartnern der Berufsfachschule gehört das Johanniter-Stift Buseck. In Zusammenarbeit mit der Senioreneinrichtung entwickelten die Schüler der Ergotherapie-Ausbildung für die Bewohner eine „Senioren-Olympiade“ – einen Spieleparcours mit verschiedenen Stationen – und setzten diese vor Ort um.
Mit großem Interesse und viel Motivation für das Projekt machten sich die Ergotherapieschüler im Unterrichtsfach „Spiele/Spielebau“ an die Arbeit. Zunächst setzten sie sich mit der Konzeption ihrer Station auseinander, planten Ziele, Inhalte sowie Materialien und erstellten eine Anleitung zur Durchführung des Spieleparcours. Für die einzelnen Stationen gestalteten sie anschließend Plakate, Urkunden und die Spielmaterialien.
Mit viel Engagement bastelten, malten und bauten die angehenden Ergotherapeuten. So entstanden unter anderem bunte Fische für ein Angelspiel, Bild- und Wortkarten für ein Gedächtnistraining sowie Geruchsdosen und eine Fühlbox für ein Sinnesspiel.
Bevor es in die praktische Umsetzung der „Senioren-Olympiade“ ging, durften die Ergotherapieschüler sich einmal selbst in die Lage älterer Menschen mit Demenz oder körperlichen Beeinträchtigungen begeben. Für diese Selbsterfahrung hatte die Leiterin der sozialen Betreuung des Johanniter-Stifts einen Demenzparcours und einen Hemiparese-Simulator organisiert. Die angehenden Ergotherapeuten versetzten sich in die Welt eines Demenzerkrankten und stellten Alltagssituationen wie Anziehen, Einkaufen, Essen und Autofahren nach. Dabei konnten sie Symptome wie Störungen des Gedächtnisses, der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Orientierung nachempfinden.
Im Garten des Johanniter-Stifts wartete zudem ein Rollstuhl- und Rollatorparcours auf die Schüler. Hierzu konnten sie einen Hemiparese-Anzug anziehen, der eine Halbseitenlähmung simuliert oder Simulationsbrillen aufsetzen, die verschiedene Augenkrankheiten nachempfanden. Mit diesen Einschränkungen bewältigten die Schüler Hindernisse und übten, ihren Rollstuhl zu rangieren oder zu hantieren.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen bauten die Ergotherapieschüler frisch gestärkt die Stationen ihrer „Senioren-Olympiade“ auf. Mit Unterstützung des Pflegepersonals führten sie die Bewohner der Pflegeeinrichtung durch die verschiedenen Stationen: Im Garten gab es ein Angel- und Wurfspiel sowie Smoothies zur Erfrischung. Im Flur hatten die Senioren beim „Schrubberball“ ihren Spaß und trainierten gleichzeitig Koordination und Beweglichkeit. Für die weniger mobilen Bewohner wurden unter anderem ein Gedächtnistraining und die Station „Fühlen, Schmecken, Raten“ angeboten. Im Wohnbereich führten die angehenden Ergotherapeuten die Senioren durch einen Rollatorparcours und luden sie zu „Sitztanz und Singen“ ein. Zum Abschluss überreichten die Schüler den Teilnehmern ihre selbstgestalteten Urkunden.
Nach der langen Zeit der Corona-Pandemie war die Olympiade ein einprägsames und tolles Erlebnis für die Bewohner des Johanniter-Stifts Buseck. Ebenso war es eine eindrucksvolle Lernerfahrung für die Ergotherapieschüler der Ludwig Fresenius Schulen Marburg. „Es war schön, die Lebensgeschichten der Menschen kennenzulernen“, erklärt eine Schülerin.
Das Fazit der Ergotherapieklasse fiel rundum positiv aus: „Der Ausflug hat Spaß gemacht und war eine tolle Gelegenheit, um praktische Erfahrungen zu sammeln!“ Das Projekt in Kooperation mit dem Johanniter-Stift war somit auf beiden Seiten ein voller Erfolg und soll daher zukünftig ein fester Bestandteil in der Ergotherapie-Ausbildung werden.