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"Durch die Arbeit und den Austausch mit Menschen lerne ich ganz viel": Interview mit Schulleiterin Vivian März

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Vivian März ist Schulleiterin der Erzieher- und Sozialassistenten-Ausbildung an den Ludwig Fresenius Schulen Leipzig. Im Interview spricht sie über ihre Zukunftsvisionen für die Ausbildung und erklärt, was angehende Erzieher und Sozialassistenten mitbringen sollten.

Seit zweieinhalb Jahren leitet Vivian März die Erzieher- und Sozialassistenten-Ausbildung an den Ludwig Fresenius Schulen Leipzig. Auf ihrem Weg dorthin absolvierte sie einen Bachelor in Soziale Arbeit und einen Master im Bereich der frühkindlichen Bildung. Erste Berufserfahrungen sammelte Frau März als Leiterin eines Jugendclubs und als Schulsozialarbeiterin. Bevor sie an die Ludwig Fresenius Schulen kam, arbeitete sie anderthalb Jahre als Lehrerin. Als Kind wollte Frau März übrigens Sängerin werden – noch heute singt sie liebend gerne, da es für sie einen guten Ausgleich zum Berufsleben darstellt.

Frau März, was muss man mitbringen, um als Erzieher/in voll in seinem Beruf aufgehen zu können?

Für mich steht die persönliche Motivation für das Arbeitsfeld an oberster Stelle, da die Sozialpädagogik gesellschaftlichen Wandlungsprozessen unterliegt und man sich diesen immer anpassen muss. Eine hoch motivierte Person, die empathisch, wertschätzend und vor allem auch in unterschiedlichen Lebenslagen pädagogisch unterstützend sein möchte, ist genau richtig für diesen Beruf. Nicht zu vergessen ist auch eine gewisse Stressresistenz, da die Arbeit mit Menschen stellenweise natürlich sehr nervenaufreibend sein kann. Ich persönlich mag die Arbeit und den Austausch mit Menschen sehr, wodurch ich auch selbst immer noch ganz viel lerne und persönlich davon profitiere.

Was macht den Beruf als Erzieher/in in Ihren Augen so wertvoll?

Angehende Erzieher sollten sich bewusst machen, welche Verantwortung sie im Umgang mit unterschiedlichen Zielgruppen haben und wie prägend sie als Personen für Kinder oder Jugendliche und deren Biografien sein können. Diesen Gedanken empfinde ich als sehr sinnstiftend für die Tätigkeit, aber auch für die persönliche Weiterentwicklung.

Sie sind seit zweieinhalb Jahren als Schulleiterin an den Ludwig Fresenius Schulen tätig. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht und inwieweit konnten Sie die Ausbildung mitgestalten?

Ich bin seit Einführung der Erzieher-Ausbildung dabei und es ist wahnsinnig interessant (aber auch anstrengend), den Aufbau eines gesamten Ausbildungsgangs zu begleiten. In jedem Jahr kamen durch das Feedback der Klassen neue Ideen dazu, die verwirklicht werden konnten. Ein gutes Beispiel ist unsere „Lernwerkstatt“, in der unsere Schüler neben dem Unterricht verschiedene Lehrinhalte nachbereiten und individuelle Lernzeiten nutzen können. Inspiration hole ich mir auch durch die Netzwerkarbeit mit anderen Schulen: So kam die Idee der fachpraktischen Tage in der Erzieher-Ausbildung, in deren Rahmen die Schüler drei Monate lang an einem festen Tag in der Woche in Kleingruppen in einer Praxiseinrichtung hospitieren. Ich bin froh um die Zusammenarbeit mit unseren Schülern, den eigenen Kollegen und anderen Schulen. Das ist mir persönlich besonders wichtig.

Was zeichnet die Erzieher- und Sozialassistenten-Ausbildung an den Ludwig Fresenius Schulen für Sie aus?

Durch den familiären Rahmen unserer Ausbildungen besteht ein enger Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Wir als Team sind jederzeit für ehrlichen Austausch offen und sehr lösungsorientiert. Ein großer Vorteil bei uns ist ebenso, dass viele Kollegen direkt aus der Praxis kommen und so aus erster Hand von Erfahrungen aus dem Berufsalltag berichten können. Dazu kommt die gute Ausstattung unseres Schulgebäudes: So haben wir unter anderem einen Themenraum mit einer Bibliothek, einem Pflegebett mit Pflegepuppe zum Üben oder auch Instrumenten zum Ausleihen.

Wir werfen einen Blick in die Zukunft: Welche Visionen haben Sie für die Erzieher-Ausbildung?

Wünschenswert für mich ist, in den kommenden Jahren die Erzieher-Ausbildung in einem praxisintegrierten Format anzubieten, da ich denke, dass dies ein Modell mit Zukunft sein wird. Vorerst möchte ich jedoch auch in der schulischen Vollzeit-Ausbildung die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen stärken und diese noch mehr in die Ausbildung der Schüler einbinden. Ein Vorteil der Ausbildung – im Gegensatz zum Studium – ist eben die engere Theorie-Praxis-Verzahnung und das möchten wir noch stärker ausbauen.

Inwiefern können die Schüler die Ausbildung mitgestalten?

Unser Ziel ist es, die Ausbildung noch besser an die Bedürfnisse der Schüler und die gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen. Dabei sind wir immer offen für Ideen seitens der Schüler. Wenn diese umsetzbar sind, werden sie in den Klassen erprobt und anschließend ausgewertet. Nur wenn auch die Schülerschaft einen Mehrwert in Innovationen sieht, können diese dauerhaft umgesetzt werden und sich fest etablieren. So verbessern wir uns in unserer Schulentwicklung von Jahr zu Jahr. Der Gedanke daran gefällt mir.

Stichwort „Weiterentwicklung“: Welche Idee haben Sie, um das Bildungssystem zu verbessern?

Mir würde gefallen, wenn jeder Schüler einen individuellen Lernplan – ausgerichtet nach der persönlichen Berufsmotivation sowie den Bedürfnissen und Stärken – erhält und bei der Umsetzung durch die Lehrer unterstützt wird. Aber sowas wird im Rahmen des Bildungssystems sicherlich noch ganz lange dauern.

Fällt Ihnen abschließend eine lustige Anekdote ein, von der Sie uns erzählen möchten?

In jeder Klasse habe ich Spaß zu unterrichten und kann mit den Schülern lachen. Spontan fällt mir ein, dass ich im Rahmen von Gruppenbildung mit einer Erzieher-Klasse über den Lindenauer Markt mit einer ausgerollten Rolle Klopapier gelaufen bin, wo jeder Schüler ein Stück des Klopapiers festhalten musste.

Herzlichen Dank für das Interview!

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